Büachle

Walt
HOAMAT ODER SO...
Walt

Ref: A Stückle Hoamat oder so - des suacht doch jeder!
A Stückle Hoamat oder so - und der der´s finda ko¹,
der fühlt sich seelig oder so, sei gånzes Leba.
A Stückle Hoamat oder so, des ko´s¹ no geBa!

1. Då geit´s in mir, so wia in jedem Hearz
a so a Sehnsucht nåch dem G´ühL,
daß då a Plåtz isch, wo mi jeder gUATversteaht,
wo ma mi braucht, wo ma mi will!

Då geit´s a Wuart, des jedem glei verspricht:
Då kimmsch du her, då k´hearsch² du hi!
Då kennsch du jeden Winkel, jedes G´sicht,
då geit´s a Platzle nur für di!

2. Doch manchmål hån i gånz a komisch´s Gfühl,
wenn jemand "Volk" und "Hoamat" saht³.
So oft wår då nur blånker Haß im Spiel,
då håt ma ålles gånz verdraht.

Für Führer, Volk und für des Våterlånd,
då hdåba ålle sich vereint.
Und wer då it genau dazua gepaßt håt,
des wår auf oamål dann a "Feind"!

3. Und trotzdem woaß i, daß es då wås geit¹¹, des iSCH mir ålles auf der Walt.
Für des i kämpfa mecht, jedoch it gega Leit, oft kämpf I nur gega mi salt¹².

Daß iNiamåls såg: Die Sintflut hinter mir, weil ma eh nix måcha Ko¹!
Daß i spür: Des håt doch eppas mit mir z´tia und des geaht mi eppas o!

Ref: A Stückle Hoamat oder so - des suacht doch jeder!
A Stückle Hoamat oder so - doch wer´s it finda ko¹,
der bleibt a Fremder oder so sei gånzes Leba.
A Stückle Hoamat oder so müaßt ma ihm geba.

Büachle
Booklet

Welt
HEIMAT ODER SO...
Welt

Glossar
¹ ko = kann
  ko´s = kann es
² k´hearsch = gehörst
³ saht = sagt
¹¹ geit = gibt
¹² salt = selber

Bluatschink-Fans spenden (Jahr 2002):
Ein Stück "Hoamat oder so...."

Das Lechtal und das Außerfern - nicht nur die Heimat
vieler besonderer Tier- und Pflanzenarten, sondern
auch für eine immer bunter werdende Menschenschar:

v.l.n.r.: Thomas, Cansu, Emanuel, Peter, Michael, Toni, Hülja, Marina, Ji Bo
v.l.n.r.: Thomas, Cansu, Emanuel, Peter, Michael,
Toni, Hülja, Marina, Ji Bo
Booklet

Hoamat oder so


Wir haben 1990 damit begonnen, uns mit Liedern für den Erhalt des Lech einzusetzen, weil wir glauben, dass "Hoamat" der Platz auf diesem Blauen Planeten ist, für den man auch Verantwortung trägt. Hier möchte ich bleiben, alt werden - hier möchte ich, dass auch meine Kinder und Kindes-Kinder eine lebens- und liebenswerte Heimat vorfinden! Dann darf man nicht sagen "Die Sintflut hinter mir", sonder dann heißt es, aktiv werden. Diese relativ friedliche, abgeschlossene und in vielen Belangen noch halbwegs "heile" Welt in so einem Gebirgstal hat aber auch zur Folge, dass viele Menschen absolut empfindlich auf Fremdes reagieren. In so einer typischen Lechtaler Ortschaft mit ca 500 Einwohnern kennt man jeden, man weiß, dass sich jeder halbwegs an die Spielregeln hält. Kommen aber fremde Leute hinzu, dann gibt es da Unsicherheit und Ängste: "Werden auch die sich den ganzen ungeschriebene Gesetzen unterwerfen, sich anpassen, mitspielen ...?"
Und genau diese Unsicherheiten lassen sich vortrefflich instrumentalisieren. Und dann sieht man immer wieder, dass vor allem diejenigen politisch punkten können, die mit "Hoamat" gleichzeitig "Mir san mir" sagen. Und auf einmal spürt man, wie verdammt eng es in diesen Bergen manchmal sein kann - zumindest in geistiger Hinsicht (obwohl auch enge Häuserschluchten nicht immer die beste Voraussetzung für Weltoffenheit darstellen). 290 Zuwanderer in einem Jahr sind dann auf einmal für ein Bundesland wie Kärnten ein Problem - zumindestens laut Landeshauptmann Haider - und viele applaudieren!
Toni und Inan
Toni und Inan
Gewidmet ist dieses Lied einem ehemaligen Schüler von mir - Inan - den ich in Reutte/Außerfern unterrichtet habe. Das heißt - eigentlich hat er mich unterrichtet. Ich habe nämlich das Fach "Deutsch für fremdsprachige Schüler" bekommen, für das es damals kaum Unterrichtsbehelfe oder Ähnliches gab. Einige Kinder waren unmittelbar davor nach Österreich gekommen und sprachen kein Wort Deutsch.
Inan war schon länger hier und sprach perfekt Deutsch - er hat mir Türkisch beigebracht, hat Dolmetscher gespielt und ich habe ihn in diesem Jahr wirklich ins Herz geschlossen.
Ein Jahr später habe ich ihm in der Türkei einen Überraschungsbesuch abgestattet, als er gerade mit seinen Eltern für ein paar Wochen dort war. Ihr hättet diese Augen sehen sollen! Es war in der Stadt Aksarai - südlich von Ankara. Ein bleibender Eindruck für mich war jedoch die Scham, die dieser Junge gehabt hat, weil er wusste, dass diese Stadt und die Wohnverhältnisse seiner Verwandten auf mich als Mitteleuropäer ziemlich armselig wirken mussten.
Und ich habe mir lange die Frage gestellt - Wo ist dieser Inan jetzt eigentlich wirklich zu Hause? Denn in der Türkei ist er einmal im Jahr - bei uns im Außerfern bläst aber den türkischen Mitbürgern immer mehr ein ziemlich kalter Wind ins Gesicht. So hat unmittelbar vor der 1999er-Wahl der ÖVP-Landtagsabgeordnete Eggel nichts Dümmeres in den Wahlkampf einzubringen gewusst, als sich darüber aufzuregen, dass die VHS-Reutte einen Türkisch-Kurs für Anfänger anbietet: "Nicht wir lernen türkisch, sondern die sollen gefälligst Deutsch lernen!" Dass die VP in unserem Bezirk gut abgeschnitten hat, ist kaum diesem Vorstoss zuzuschreiben - denn in Sachen "Ausländer raus" wählen die Leute immer noch den Schmied und nicht den Schmiedl. Aber allein dass die VP gut abgeschnitten hat, obwohl derart ausländerfeinliche Töne angeschnitten wurden, ist traurig genug!
Stell Dir vor, Du bist in Österreich aufgewachsen und Deine Landsleute würden Dich am liebsten in das Land zurück schicken, aus dem zwar Deine Vorfahren kommen, das Du aber kaum kennst.
Wo ist dann Deine "Hoamat oder so ..." ?

Joachim, Toni, Inan
Joachim, Toni, Inan


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